Executive Summary. Funktionierende Lieferketten eines Landes sind eine der wichtigsten strategischen Ressourcen, die über Erfolg oder Misserfolg des Wirtschaftsstandortes entscheiden. Die Kenntnis dieser Lieferketten ist zunehmend notwendig, um evidenzbasierte Wirtschaftspolitik garantieren zu können.

Einige wenige Staaten spielen eine Vorreiterrolle in der Erhebung ihrer Lieferketten, indem Firmen ihre Umsatzsteuer-Meldungen aufgeschlüsselt nach Kunden und Lieferanten deklarieren. Dadurch kann durch minimalen administrativen Mehraufwand das Liefernetzwerk eines ganzen Landes – inklusive Lieferanten aus und Kunden in Drittstaaten – erhoben werden.
Eine solche Erfassung der Liefernetzwerke ist auch in Österreich mit einer minimalen Anpassung der Umsatz- und Vorsteuererklärung möglich.

Dafür ist eine einzige Änderung nötig: Unternehmen übermitteln via Finanzonline nicht nur die Summe an bezahlter Vorsteuer, sondern schlüsseln diese auf ihre Lieferanten auf, wenn der Rechnungsbetrag innerhalb von einem Jahr einen Grenzwert von z. B. 1.000,– Euro übersteigt. Diese Aufschlüsselung kann entweder volldigitalisiert als XML-Datei von der Buchhaltungssoftware bzw. der Steuerberatungskanzlei erstellt und in Finanzonline hochgeladen werden, oder – für kleine Unternehmen mit nur wenigen Lieferanten – direkt in eine Maske in Finanzonline eingegeben werden (in Ungarn müssen 96 % weniger als zehn, 83 % der Firmen sogar weniger als fünf Lieferanten deklarieren). Durch die digitale Übermittlung ist der Zusatzaufwand für Unternehmen minimal.

Beide Möglichkeiten existieren bereits in Belgien. Spanien und Ungarn haben ähnliche Umsetzungen. In Ungarn erfolgt das Reporting auf monatlicher Basis und lässt somit eine Beinahe-Echtzeitabschätzung der Wirtschaftsaktivität sowie der Auswirkungen von Krisen oder Hilfsmaßnahmen zu. Lateinamerikanische Länder wie Peru verlangen überhaupt eine digitalisierte Erstellung aller umsatzsteuerpflichtiger Rechnungen.